Stuttgart

Stuttgart ist die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg, die sechstgrößte Stadt Deutschlands und hat den Status eines Stadtkreises. Durchschnittlich 44 % der Stuttgarter Bürger/-innen haben einen Migrationshintergrund, unter 18 Jahren sind es 61 %. Der durchschnittliche Altenquotient liegt bei 28, er beschreibt das Verhältnis der Menschen im Rentenalter zu den Personen im erwerbsfähigen Alter.

Fakten

Lage: Baden-Württemberg
Bevölkerung: 630.000 Menschen
Fläche: 207,32 km²

Siedlungsdichte: 5668 Einwohnern pro Quadratkilometer Siedlungs- und Verkehrsfläche

gegliedert in: 23 Bezirke und 152 Stadtteile

Motivation

Wir haben uns bei KOMBINE beworben, weil aus der Gesundheits- und Sozialforschung bekannt ist, dass Armut mit einer schlechteren gesundheitlichen Verfassung assoziiert ist. In Stuttgart gelten 13 bis 15 % aller Bewohner/-innen als armutsgefährdet. 11 Stuttgarter Stadtteile haben Anteile von Sozialgeldempfänger/-innen, die über 30 % liegen. Gleichzeitig bestätigen die Ergebnisse der Stuttgarter Einschulungsuntersuchung, dass von Armut betroffene Kinder beispielsweise sprachlich und grobmotorisch häufiger auffällig und häufiger adipös sind als Kinder aus nicht-benachteiligten Familien. Rund 27 % der 5-Jährigen in Stuttgart haben zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung ein auffälliges Screening der Grobmotorik (erhoben über das Hüpfen auf einem Bein). Bestehende Bewegungsförderungsprogramme der Landeshauptstadt Stuttgart erreichen Menschen in schwierigen Lebenslagen - trotz niedrigschwelligem Ansatz – häufig nicht. Im Sinne der gesundheitlichen Chancengleichheit werden im Rahmen von KOMBINE zum einen die Zugangswege der vorhandenen städtischen Bewegungsförderungsprogramme für vulnerable Zielgruppen optimiert. Zum anderen sollen mit dem Projekt KOMBINE quartiersbezogen zielgruppenrelevante Netzwerke, sowie neue zielgruppenspezifische, bedarfsorientierte Angebote aufgebaut werden. Des Weiteren arbeiten wir daran, die Bewegungsförderung bei Menschen mit sozialer Benachteiligung in sport-politischen Entscheidungen mehr zu berücksichtigen.

Gesamtstrategie

Die Umsetzung der Nationalen Empfehlungen zur Bewegungsförderung in der Zielgruppe der Menschen in schwierigen Lebenslagen soll im Projekt KOMBINE auf kommunaler Ebene mittels tragfähigen Netzwerkstrukturen erfolgen. Aus diesem Grund wurden auch in Stuttgart zwei Netzwerkebenen etabliert.

Das Steuerungsgremium hat unter der Führung des Amts für Sport und Bewegung die Strategieentwicklung und das Projekt­management inne. Umgesetzte Maßnahmen im Projekt werden auf dieser Ebene diskutiert und nach Bedarf für weitere Umsetzungen angepasst. Getragen wird das Netzwerk von Entscheidungsträger/-innen der städtischen Ämter. Im Sinne der Umsetzung der Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung in Stuttgart wird im Rahmen der Steuerungsgruppensitzungen eine Vision entwickelt, wie Bewegungsförderung zukünftig ein höherer Stellenwert eingeräumt werden kann. Hierzu gehört die Sensibilisierung der entscheidenden Stellen für die Themen der Bewegungsförderung und deren verschiedenen Facetten und Ausprägungen sowie das gemeinsame Aufbereiten und Aufzeigen von Handlungsoptionen und Gestaltungsspielräumen in den jeweiligen Bereichen (z. B. Bewegungsförderliche Gestaltung des öffentlichen Raums). Die Arbeit des Steuerungsgremiums mündet in der Entwicklung eines gemeinsamen Leitbilds, das auch die zukünftigen Vernetzungs- und Abstimmungsprozesse definiert.

Im Rahmen von kooperativen Planungsprozessen ermitteln wir in ausgewählten Stadtteilen unter Beteiligung relevanter Akteur/-innen (Basisexpert/-innen, Türöffner/-innen und Multiplikator/-innen von Menschen mit sozialen Benachteiligungen) Bedarfe, knüpfen an vorhandene Strukturen an und entwickeln passende Angebote. Die kooperative Planungsgruppe (KPG) ist ein „Arbeitsgremium“, in dem Entscheidungen über lokale Maßnahmen getroffen werden und gemeinsam an deren quartiersbezogener Umsetzung gearbeitet wird. Mit Hilfe des Stuttgarter Sozialdatenatlas lassen sich besonders bedürftige Stadtteile (z. B. bzgl. der sozioökonomischen Lage der Bewohner/-innen, etc.) identifizieren. Ziel ist es, die Angebote bedürfnisorientiert mit den relevanten Akteur/-innen vor Ort zu planen und umzusetzen.

Beteiligte

Steuerungsgruppe

  • Amt für Sport und Bewegung

  • Amt für Stadtplanung und Wohnen

  • Referat Sicherheit, Ordnung und Sport

  • Garten-, Friedhofs- und Forstamt

  • Gesundheitsamt

  • Gesundheitsförderung, Soziale Dienste so wie Kinder-, Jugend- und Zahngesundheit

  • Jobcenter

  • Jugendamt

  • Schulverwaltungsamt

  • Sozialamt

Kooperative Planungsgruppe stadtweit/Zuffenhausen-Rot

  • Abteilung Integrationspolitik

  • Abteilung Kinderbüro

  • Amt für Sport und Bewegung

  • Amt für Stadtplanung und Wohnen

  • AWO Stuttgart

  • Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung

  • Beratungszentrum Jugend und Familie Zuffenhausen/Stammheim

  • Bezirksamt

  • Bezirksbeirätin Zuffenhausen

  • Bürger/-innen

  • Bürgerverein Rot

  • Caritasverband Stuttgart, Wohnverbund Zuffenhausen

  • Chrisitliches Zentrum, Volksmission Stuttgart

  • Eva Stuttgart e.V.

  • Evangelische Akademie Bad Boll

  • FAU, Erlangen-Nürnberg

  • Förderverein Emin Eller

  • Garten-, Friedhofs- und Forstamt

  • Gebrüder Schmid Zentrum

  • Gemeinschaftserlebnis Sport

  • Gesundheitsamt

  • Gesundheitslots/-innen

  • GKV Bündnis für Gesundheit

  • Haus der Familie Stuttgart

  • Jobcenter

  • Jugendamt

  • Kinder und Jugendhaus, Haus 11

  • Kinder-und Familienzentrum Löwensteiner Straße

  • Kreisdiakonie, Sozialer Beratungsdienst Zuffenhausen

  • Leben im Alter (LIA) Zuffenhausen/Stammheim

  • Metis GmbH

  • Mütterzentrum Süd (Müze)

  • Neue Arbeit GmbH

  • Schulverwaltungsamt

  • Sozialamt

  • Spielplatzbetreuung Tapachtal

  • Sportkreis Stuttgart

  • Sportkreisjugend

  • Staatliches Schulamt Stuttgart

  • Stadtseniorenrat Stuttgart e.V.

  • Stadtteiltreff OASE

  • Stuttgarter Jugendhausgesellschaft

  • SV Rot 1945 e.V.

  • Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)

  • Volkshochschule Stuttgart

  • Württembergischer Landessportbund

Maßnahmen

Bündelung von Maßnahmen und Programmen sowie Verbesserung von Zugangswegen

Im Zuge des kooperativen Planungsprozesses wurde schnell deutlich, dass das Potenzial an bereits bestehenden Angeboten und Strukturen bei der Planung genutzt werden muss. Deshalb war es eine erste Maßnahme, bestehende Angebote im Pilotstadtteil zu bündeln und die Zugangswege zu diesen Angeboten zu verbessern.

Im Rahmen des Programms „Stuttgart bewegt sich“ wurden im Sommer 2020 im Pilotstadtteil Rot offene, niedrigschwellige und kostenlose Angebote realisiert. Der Bedarf an solchen Angeboten, die zudem wohnortnah stattfinden, ist für Menschen mit sozialer Benachteiligung sehr groß. Ebenso wurden die Zugangswege zu den Angeboten durch die transparente Darstellung der Angebote auf der Plattform (www.stuttgart-bewegt-sich.de) sowie die Kommunikation der Angebote an den Schulen im Stadtteil verbessert. Durch die Angebote des Programms wird dem Mangel an Übungsleitenden begegnet, indem stetig neue Kooperationen zu neuen Vereinen und Anbietern aufgebaut werden. Hierbei wurde zudem in den Sommermonaten 2020 und 2021 ein temporärer Pumptrack auf dem Gelände des Sportvereins Rot installiert, der allen Menschen frei zur Verfügung stand und auch mit angeleiteten Angeboten bespielt wurde.

Zur Bewegungsförderung älterer Menschen wurden im Pilotstadtteil zwei Maßnahmen gebündelt. Zum einen konnten zwei Alten- und Pflegeeinrichtungen im Stadtteil gewonnen werden, die sich beim Angebot der „Balkongymnastik“ beteiligen. Hierbei bieten Sportvereine und weitere Anbieter leichte Bewegungsübungen mit motivierender Musik an den Einrichtungen an. Die Bewohner/-innen können hierbei vom Balkon, Fenster oder einer Terrasse teilnehmen.

Zudem gibt es seit 2020 einen Bewegungspass für ältere Menschen in Stuttgart, der zu mehr Aktivität im Alltag anregen soll und dazu zehn wichtige und einfach umsetzbare Übungen enthält (www.stuttgart.de/bewegt-aktiv). Der Auftakt zu diesem Programm wurde auch in Zuffenhausen-Rot auf dem Gelände des Sportvereins durchgeführt.

Neuer Stadtteilkoordinator

Im Zuge des kooperativen Planungsprozesses hat sich die Einrichtung einer Kümmerin bzw. eines Kümmerers als wichtige Maßnahme herauskristallisiert, um Menschen „abzuholen“, die bislang noch nicht erreicht werden. Um Beziehungen aufzubauen und Zugang zu bestehenden Angeboten zu verbessern, ist ein/-e persönliche/-r Ansprechpartner/-in im Stadtteil notwendig.
In Zuffenhausen-Rot besteht seit dem 26. Juli 2021 die erste Koordinationsstelle für Sport und Bewegung im Rahmen des Projekts KOMBINE. Der neue Stadtteilkoordinator Franky Koungang bietet jeden Montag von 16 bis 18 Uhr in einem Büro im Bürgerhaus Rot (Auricher Straße 34A, 70437 Stuttgart) eine Sprechstunde an. In dieser Zeit können sich alle interessierten Bürger/-innen bei Fragen rund um Sport und Bewegung entweder direkt vor Ort oder telefonisch an ihn wenden. Die weiteren Aufgaben der Koordinationsstelle sind neben der Information der Bürger/-innen zu den Themen Sport und Bewegung auch die Information und Vernetzung der Akteur/-innen und Organisationen im Stadtteil. Damit nimmt die Koordinationsstelle eine Verbindungsfunktion zwischen der Stadtverwaltung und den Menschen vor Ort ein.
Nach der Sammlung erster Erfahrungen mit der Koordinationsstelle im Stadtteil Zuffenhausen Rot, sind weitere Koordinationsstellen in zukünftigen Pilotstatteilen geplant.

Kontakt

Landeshauptstadt Stuttgart
Amt für Sport und Bewegung
Kronprinzstr. 13
70173 Stuttgart

Christian Jeuter und Carolin Barz
Telefon: 0711 216 59811
http://sip.stuttgart-bewegt-sich.de/kombine